Mittwoch, 3. März 2021

Grabkapelle auf dem Württemberg | Allgemeines Katharina, eine Frau in Führungsposition: Zum internationalen Frauentag am 8. März

Eine ungewöhnliche Biographie und eine Lebensleistung, die bis heute im Land zu sehen und zu spüren ist: Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg erinnern zum internationalen Frauentag am 8. März an Königin Katharina von Württemberg. Ihr Sarkophag in der Grabkapelle auf dem Württemberg ist bis heute ein Ziel für viele Menschen im Land.

EINE EINDRUCKSVOLLE FRAUENBIOGRAPHIE

Frauen in Führungspositionen – das ist das Motto des diesjährigen Internationalen Frauentages am 8. März. „Katharina von Württemberg – an die musste ich sofort denken, als ich das Motto für 2021 gelesen hab.“ Das sagt Christiane Grau, die Verwalterin der Grabkapelle auf dem Württemberg. Die württembergische Königin liegt hier begraben – mehr noch: Der weithin sichtbare Bau hoch über den Rebenhängen des Neckars wurde eigens für sie als Mausoleum vom trauernden Witwer, König Wilhelm I. von Württemberg errichtet. „Katharina war – obwohl sie nur drei Jahre in Württemberg verheiratet war – eine Frau, die die Entwicklung des Landes sehr geprägt hat, eine ebenbürtige Partnerin ihres Mannes auf dem Thron, sie hat bei wichtigen Themen die Führung übernommen und Einrichtungen auf den Weg gebracht, die bis heute im Land bestehen“. Man merkt Christiane Grau die Begeisterung für Katharina von Württemberg an.

 

ZARENTOCHTER, RUNDUM GEBILDET

Wer war diese historische Person? Geboren wurden sie 1788 als Tochter des russischen Zaren – und ihre Ausbildung war ganz klar darauf ausgerichtet, dass sie einmal durch ihre Heirat in der Führung einer Nation mitwirken sollte. Die kluge und gewandte Katharina erfasste wohl schnell – denn schon als junges Mädchen beriet sie ihren Bruder Alexander, der 1801 den Zarenthron bestieg. 1809 heiratete sie ein erstes Mal: den Prinzen Georg von Oldenburg, einen gebildeten und von Napoleon vertriebenen Emigranten. Das junge Paar residierte in Twer in Russland und versammelte eine kultivierte Hofgesellschaft um sich. Katharina bekam zwei Söhne in der kurzen Ehe; Georg von Oldenburg starb nach wenigen Jahren.

 

UNTERWEGS IN EUROPA

Die trauernde junge Fürstin ging schließlich auf Reisen durch das Europa der Zeit nach Napoleon. Sie hielt Ausschau nach einer passenden Partie – eigenständig und zugleich wohl auch als inoffizielle Diplomatin im Dienst des Zarenhofes unterwegs. Im Umfeld des Wiener Kongresses traf sie auf den Kronprinzen von Württemberg. Katharina und Wilhelm heirateten 1816; nach der Hochzeit in Russland zog das Paar nach Stuttgart. Katharina bekam in kurzer Folge zwei Töchter. Aber das hielt die entschlossene Frau nicht davon ab, sich bei allen wichtigen Themen, die das Land betrafen, zu engagieren.

 

SCHULEN, AGRARWISSENSCHAFT, SOZIALFÜRSORGE

Das Bildungswesen war für die gut ausgebildete Katharina ein wichtiges Anliegen – vor allem für Mädchen. Das „Katharinenstift“, die Schule, die sie gründete, besteht bis heute in Stuttgart. Das junge Königspaar hatte die Regierung angetreten, als das Land, wie ganz Europa, von Naturkatastrophen und Hungersnöten heimgesucht wurden. Um hier künftig besser gerüstet zu sein, forcierten Wilhelm und Katharina die Entwicklung der Agrarwissenschaft. Das Landwirtschaftliche Institut entstand, die heutige Universität Hohenheim. Und sie gründeten das Cannstatter Volksfest – konzipiert als Landwirtschaftsmesse, die heute noch als „Landwirtschaftliches Hauptfest“ besteht. Mit besonders viel Leidenschaft engagierte sich Katharina in medizinischen und sozialen Fragen: Auf ihre Initiative entstand das erste moderne Krankenhaus in Stuttgart, das heute noch „Katharinenhospital“ heißt, und die erste gemeinnützige Bank, die Vorläuferin der heutigen Landesgirokasse.

 

FRÜHER TOD UND EWIGE ERINNERUNG

Katharina starb früh – und es ist eine beliebte Legende, dass der Schock über die Entdeckung der notorischen Untreue ihres Ehemannes damit eng verbunden sein soll. Tatsächlich starb Katharina 1819, nach nur drei Jahren im Land, aber an einer organischen Krankheit. Der plötzliche Tod der engagierten Königin, jung und schön und den Menschen zugewandt, erschütterte das ganze Land. Ihr wohltätiges Wirken ist bis heute im gemeinsamen Gedächtnis – auch durch die vielen Institutionen, die ihren Namen tragen. Kein Wunder also, dass ihr Mausoleum über dem Neckartal, vom König ab 1820 errichtet, bis heute ein Anziehungspunkt ist. Für viele Menschen ist es geradezu ein liebgewordenes Ritual, dieser besonderen Frau in ihrem Gedenkort auf dem Württemberg immer wieder einen Besuch abzustatten.

 

DER INTERNATIONALE FRAUENTAG.

Der Internationale Frauentag wird weltweit von Frauenorganisationen am 8. März begangen. Er entstand in der Zeit um den Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen. Es war die deutsche Sozialistin Clara Zetkin – deren Geschichte auch eng mit Württemberg verbunden ist - , die diesen Feiertag 1910 auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz vorschlug. Seit 1921 findet der internationale Frauentag am 8. März statt.

 

INFORMATION

Die Grabkapelle auf dem Württemberg ist nach der aktuellen Corona-Verordnung des Landes wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zur Zeit geschlossen.

 

KONTAKT

Grabkapelle auf dem Württemberg

Telefon +49(0)7 11.33 71 49

info@grabkapelle-rotenberg.de

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