Dienstag, 20. Oktober 2020

Grabkapelle auf dem Württemberg | Allgemeines „Gräber, Grüfte, Gottesäcker“. Neuer Kunstführer erscheint

24 Gräber und Monumente aus mehr als 4.000 Jahren südwestdeutscher Geschichte: Diesen ungewöhnlichen Rundgang durch die Kulturgeschichte des Landes bietet der neue Kunstführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Er wurde jetzt an einem ganz besonderen Ort der Grabmalkultur vorgestellt: in der Großherzoglichen Grabkapelle im Karlsruher Hardtwald. Der Band „Gräber, Grüfte, Gottesäcker“ setzt einen Schlusspunkt hinter das Themenjahr 2020 „Unendlich schön. Monumente für die Ewigkeit“ bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg. Erhältlich ist der handliche Band im Buchhandel – und natürlich an den Kassen der Monumente, die im Kunstführer vorgestellt werden.

EINE KULTURGESCHICHTE IN 24 STATIONEN

Gräber, Grabanlagen, Mausoleen und Erinnerungsorte in ganz Baden-Württemberg – an insgesamt 24 Beispielen blättert der neue Kunstführer einen Bereich der Kunst- und Kulturgeschichte des Landes auf. Der Autor, der Historiker Urs Brachthäuser, erzählt zu den Monumenten auch die Geschichten der dort begrabenen Personen. Die älteste Bestattung, die der Band vorstellt, ist ein Hockergrab der Jungsteinzeit. Die vierköpfige Familie, im Tod eng verbunden, eröffnet einen verblüffenden Blick in die Besiedlung der Hohenloher Region etwa 2.500 Jahre vor Christus. Der Fund gehört zu den Höhepunkten der Sammlung im Residenzschloss Mergentheim.

 

DIE GRABKAPELLE ALS EIN HERAUSRAGENDES MONUMENT

Zu den spätesten Monumenten, die der Band behandelt, gehört die Großherzogliche Grabkapelle im Hardtwald in Karlsruhe. „Wir haben die großherzogliche Grabkapelle gewählt, um den neuen Kunstführer zu präsentieren“, erläuterte Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. „Dieses herausragende Bauwerk vom Ende des 19. Jahrhunderts gehört zu den eindrucksvollsten Zeugnissen der Grabmalkultur – und das gilt für das künstlerische Niveau, aber auch für die persönliche und emotionale Geschichte, die sich mit diesem Mausoleum für den jung verstorbenen badischen Prinzen Ludwig Wilhelm verbindet“. Zur Grabkapelle wird, reich bebildert, die anrührende Geschichte ihrer Entstehung erzählt. Und es fehlt auch nicht der Hinweis auf den Grabstein des Pudels Treu, enger Begleiter der Großherzogin Luise.

 

FACETTENREICHES BILD EINER EIGENEN WELT

Orte der Erinnerung, Zeichen der Macht, Kunstwerke höchster Vollendung und Instrumente der Selbstdarstellung: Gräber, Grüfte und Grablegen in Schlössern, Klöstern, Kirchen und Kapellen erfüllten für Tote und Lebenden unterschiedlichste Funktionen. Prominent platziert und opulent oder versteckt und bescheiden bringen die Grabmäler nicht nur die dort beigesetzten Frauen, Männer – und sogar Tiere – näher, sondern geben auch Aufschluss über Jenseitsvorstellungen, Bestattungsbräuche, Gesellschaftsformen und Ereignisse ihrer Zeit.

 

THEMATISCHE VIELFALT, GEOGRAPHISCHE BREITE

Grüfte und Grabeskirchen der Herrscherdynastien wie sie sich etwa unter den Schlosskirchen in Mannheim, in Bruchsal oder Ludwigsburg erhalten haben, stehen den großen Monumenten der geistlichen Herren in den ehemaligen Klöstern, von Kloster Großcomburg über Bebenhausen, Maulbronn, Alpirsbach oder Salem gegenüber. Einen ganz eigenen Rang haben die beiden großen Mausoleen des 19. Jahrhunderts, die Grabkapellen in Karlsruhe und in Stuttgart auf dem Württemberg. Ebenso werden aber auch die Grabhügel der keltischen Führungsschicht in der Umgebung der Heuneburg – Stadt Pyrene ins Licht gerückt. Immer wieder eröffnet das Buch den Blick auf ungewöhnliche Orte – etwa das Sterbezimmer des Kurfürsten Ottheinrich im Heidelberger Schloss. Das Konzept des Kunstführers ist weit gespannt:

 

PUBLIKATION IM THEMENJAHR "UNENDLICH SCHÖN"

Schönheit und Vergänglichkeit – das sind die beiden Pole des Themenjahres 2020 bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg „Unendlich schön. Monumente für die Ewigkeit“. Ein Jahr lang richtete sich der Blick auf den Glanz der Schlösser und Klöster, geschaffen zum ewigen Ruhm der Landesherren – aber auch auf Gräber und Monumente, gedacht zur ewigen Erinnerung. „Mit dem neuen Kunstführer zeigen wir die Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg noch einmal in einem ganz anderen Licht“ erklärte Karin Ehlers, die Leiterin des Bereichs Sammlungen und Vermittlung bei den Schlössern und Gärten. „Der neue Kunstführer soll eine Einladung sein, sich auf eine Entdeckungsreise in einen Bereich der Kulturgeschichte zu begeben, der oft außerhalb unseres Blicks liegt.“

 

ERSCHEINT IN EINER RENOMMIERTEN REIHE

Der neue Kunstführer erscheint in der renommierten Reihe der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Den Bänden gemeinsam ist das hohe inhaltliche Niveau bei guter Lesbarkeit, die sorgfältige Gestaltung und hochwertige Bebilderung und der günstige Preis, mit dem die Staatlichen Schlösser und Gärten es möglichst allen Besucherinnen und Besuchern ermöglichen wollen, sich mit einem Thema aus den Monumenten des Landes zu beschäftigen. Mit ihrer Systematik, Vollständigkeit und Qualität steht die Reihe in ihrem Genre einzigartig dar und wirbt so für die Vielfalt und den hohen Rang der baden-württembergischen Kulturdenkmäler. Die Führer erscheinen in Zusammenarbeit zwischen den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg, dem Michael Imhof Verlag und dem Staatsanzeiger für Baden-Württemberg GmbH & Co. KG Stuttgart.

 

DER AUTOR

Dr. Urs Brachthäuser ist Historiker und Kulturwissenschaftler und wurde an der Universität Heidelberg über ein historisches Thema promoviert. Seit 2019 ist er als wissenschaftlicher Volontär bei den Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg tätig.

 

DIE DATEN DES BUCHES

Urs Brachthäuser: Gräber, Grüfte, Gottesäcker.

Imhof Verlag Petersberg, 2020. 80 S., zahlr. farbige Abb. 12,5 x 23,5 cm, kartoniert.

ISBN 978-3-7319-1031-2; 6,00 €

Der Kunstführer ist an den Kassen der Monumente erhältlich, die im Text vorkommen, und außerdem im Buchhandel.

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